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Die Entstehung des Bloody Mary Cocktails
Wie bei vielen berühmten Cocktails ist auch die Entstehungsgeschichte der Bloody Mary nicht eindeutig belegt. An den Bartheken dieser Welt kursieren zahlreiche Mythen, die durch den Genuss einiger Bloody Marys nicht gerade nüchterner werden. Wir werfen einen Blick auf die gängigsten Versionen und zeichnen die Reise des Drinks in vier Etappen nach.

Florida im Jahr 1927
Wir befinden uns in Palm Beach, Florida. Es ist acht Uhr morgens, die Party vom Vorabend läuft immer noch. Mitten im Trubel: George Jessel, Schauspieler, Produzent, Moderator und berüchtigter Partylöwe. In der Zeit der Prohibition werden die Getränke knapp. Einige Gäste zeigen bereits Ermüdungserscheinungen, doch die Feier soll weitergehen – schließlich steht um halb zehn noch ein Volleyballspiel an. Ein Muntermacher muss her. Jessel greift zur letzten angebrochenen Flasche Vodka.
In den USA ist die Spirituose damals kaum bekannt und oft minderwertig. Jessel beschreibt den Vodka als „scharf“ mit „Geruch nach alten Kartoffeln“. Um ihn genießbarer zu machen, mischt er Vodka und Tomatensaft. Wenig später verschüttet Mary den roten Drink über ihr weißes Kleid und ruft: Nennt mich Bloody Mary. Der Grundstein für den Cocktail ist gelegt.

Paris in den Zwanzigerjahren
Zur selben Zeit, aber auf der anderen Seite des Atlantiks: In Paris steht Fernand Petiot in der berühmten Harrys New York Bar hinter dem Tresen. Ob er die Bloody Mary erfunden oder lediglich weiterentwickelt hat, wusste er selbst später nicht mehr genau. Doch er gab dem Drink seine Würze. Er fügte dem Mix aus Vodka und Tomatensaft Salz, Pfeffer, Worcestershiresauce und weitere Gewürze hinzu.
Die Bar ist ein Treffpunkt für viele Amerikaner, die dem Alkoholverbot in ihrer Heimat entkommen wollen. Schriftsteller wie Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald, Schauspieler wie Humphrey Bogart oder Rita Hayworth – sie alle trinken hier und tragen die Bloody Mary in die Welt hinaus. Hemingway behauptete später sogar, mit der Einführung des Drinks 1941 in Hongkong einen Beitrag zum Fall der britischen Kronkolonie geleistet zu haben.

New York in den Dreißigerjahren
Petiot zieht nach der Prohibition nach New York und übernimmt die Bar im St. Regis Hotel. Dort perfektioniert er die Rezeptur mit Cayennepfeffer und Worcestershiresauce. Der Hotelbesitzer jedoch findet den Namen Bloody Mary zu anstößig. Deshalb wird der Cocktail hier als Red Snapper ausgeschenkt. Trotz des neuen Namens verbreitet sich der Drink weiter und festigt seinen Platz in der Barszene.

Chicago in den Fünfzigerjahren
Die letzte Station: Chicago. In der Butch McGuires Bar serviert man die Bloody Mary erstmals mit einer Selleriestange als Garnitur. Damit war der Drink endgültig so entstanden, wie wir ihn heute kennen: würzig, kräftig, unverwechselbar. Die Idee kam angeblich aus einer Laune heraus, weil gerade keine Zitronenscheiben mehr vorrätig waren.
Der Sellerie erwies sich aber schnell als perfekter Begleiter, da er das würzige Aroma unterstützt und den Drink optisch aufwertet. Seitdem ist die Selleriestange zum Markenzeichen der Bloody Mary geworden und bis heute unverzichtbar.
Warum heißt der Drink Bloody Mary
Mindestens genauso viele Geschichten ranken sich um den Namen wie um die Entstehung.
Maria die Erste von England
Maria Tudor, die Tochter Heinrichs des Achten, regierte England von 1553 bis 1558. Sie setzte den Katholizismus mit Gewalt durch und ließ zahlreiche Gegner hinrichten. Ihr grausamer Ruf brachte ihr den Beinamen Bloody Mary ein. Viele halten sie deshalb für die Namensgeberin.
Mary im Sarg
Eine düstere Legende erzählt von einer jungen Frau namens Mary, die lebendig begraben wurde. Ihr Vater legte ihr eine Klingel in den Sarg, damit sie sich bemerkbar machen könne. Mit dem Cocktail hat diese Geschichte kaum eine Verbindung, taucht aber immer wieder in Erklärungen zum Namen auf.
Mary Worth
Aus der amerikanischen Folklore stammt die Geschichte von Mary Worth, die während der Hexenprozesse von Salem im 17. Jahrhundert hingerichtet wurde. Ihr Geist soll erscheinen, wenn man dreimal vor einem Spiegel den Namen Bloody Mary ruft. Ob Kinder bei dieser Mutprobe jemals einen Cocktail in der Hand hatten, darf bezweifelt werden.
Mary im weißen Kleid
Besonders bekannt ist die Anekdote aus Florida: Mary Brown Warburton, die Kaufhauserbin mit dem weißen Kleid, übergoss sich ungewollt mit dem frisch erfundenen Drink. Verärgert soll sie ausgerufen haben: „Nennt mich Bloody Mary.“ Diese Version passt am besten zum Entstehungsmythos.
Weitere mögliche Namensgeberinnen
- Hollywood-Star Mary Pickford
- eine Kellnerin in der Bar „Bucket of Blood“ in Chicago
- die Freundin eines Pariser Barbesuchers, die wegen ihrer Auftritte in einer Show denselben Spitznamen trug

Bloody Mary Rezept
Zutaten:
- 5 cl Vodka
- 15 cl Tomatensaft
- 1 cl Zitronensaft
- 1 Löffel Worcestershiresauce
- 2 Tropfen Tabasco
- eine Prise Salz
- eine Prise frisch gemahlener Pfeffer
- 1 Stange Staudensellerie
- Eiswürfel
Zubereitung: Sellerie waschen und eine Stange zurechtschneiden. Alle Zutaten mit acht Eiswürfeln in ein Rührglas geben und gut umrühren. Den Mix durch ein Barsieb in ein Longdrinkglas abseihen, Selleriestange hineingeben und servieren.

Virgin Mary alkoholfrei
Zutaten:
- 15 cl Tomatensaft
- 1 cl Zitronensaft
- 1 Barlöffel Worcestershiresauce
- 2 Tropfen Tabasco
- eine Prise Salz
- eine Prise Pfeffer
- 1 Stange Staudensellerie
- Eiswürfel
Zubereitung: Alle Zutaten mit Eiswürfeln in ein Rührglas geben, gut verrühren und in ein Longdrinkglas abseihen. Mit Selleriestange servieren.

Bloody Mary mit Tequila
Zutaten:
- 5 cl Tequila
- 15 cl Tomatensaft
- 1 cl Limettensaft
- 1 Barlöffel Worcestershiresauce
- 2 bis 3 Tropfen Tabasco
- eine Prise Salz
- eine Prise Pfeffer
- 1 Stange Staudensellerie oder Limettenscheibe
- Eiswürfel
Zubereitung: Zutaten auf Eis im Rührglas vermischen, in ein Longdrinkglas abseihen und mit Sellerie oder Limette garnieren.
Fazit
Die Bloody Mary ist weit mehr als nur ein Cocktail. Sie verbindet spannende Mythen, legendäre Geschichten und eine unverwechselbare Geschmackskombination. Vom improvisierten Muntermacher in Florida bis zum Klassiker in den Bars von Paris, New York und Chicago – dieser Drink hat einen besonderen Platz in der Cocktailkultur erobert.
Ob als würziger Start in den Tag, als Begleiter beim Brunch oder als gesprächsstarker Aperitif am Abend: Die Bloody Mary begeistert durch ihre Vielseitigkeit. Und mit kleinen Abwandlungen wie der Virgin Mary oder der Bloody Maria findet jeder seine persönliche Lieblingsversion. Wenn Sie Lust haben, den Drink selbst zu mixen, finden Sie bei delicando eine große Auswahl an hochwertigen Spirituosen, mit denen Sie Ihre eigene Cocktailgeschichte schreiben können.